Zarathustrier zu sein, ist vor allem ein individueller und aktiver Prozess, der letztlich eine innere und tiefe Bewusstseinsveränderung herbeiführt. Dies geht mit der Loslösung von üblichen Vorstellungen Gottes und der Welt einher, die sich in der Erkenntnis der Existenz eines auf Vernunft basierenden, alternativen Welterklärungsmodell - neben dem abrahamitischen - konkretisiert. Die wichtigsten Fragen der Schöpfung werden nicht naiv und unreflektiert hingenommen, sondern einer abstrakten Abwägung unterzogen.
Ahura Mazda (Gott) ist der Repräsentant der Weisheit, der Vernunft, der Wahrhaftigkeit, des Lichtes, der Erleuchtung und eines geordneten Lebens. Er ist der Ursprung des Lebens und die höchste Stufe der Seinsentwicklung. Ahura Mazda verkörpert ausschließlich das Gute; er kann nicht schaffen, was seinem Wesen zuwiderläuft. Der Urheber des Übels ist nicht Gott. Nicht Ahura Mazda lässt den Menschen fehlgehen, sondern der Mensch selbst ist es, der falsch denkt, redet und schließlich handelt. Das Individuum ist frei, sich entweder für das Gute oder für die Kehrseite des Guten zu entscheiden. Ahura-Mazda-Gott ist der "Freund" des Menschen; er hört ungern Menschen sich beklagen, sieht ungern Tränen und fühlt ungern, dass Menschen vor ihm Angst haben. Er ist nicht blutrünstig, nicht bestechlich, verlangt keine Opfergaben und bringt nicht in Versuchung.
Die Grundlage der Zarathustriertum bildet die Dreiheit «gutes Denken, gutes Reden und gutes Handeln«, die die Basis eines Daseins in Frieden und Harmonie gewährt. Der Antrieb gut zu sein im Leben und der Welt, ist sowohl eine Forderung des Glaubens wie auch der Vernunft. Kritische Vernunft ist also die Grundlage der Orientierung im Denken, Reden und Handeln.
Das höchste Ziel eines jeden Zarathustriers ist es, sich Ahura Mazda zu nähern. Dies ist nur durch fortwährende Weiterentwicklung von Geist und Persönlichkeit im Sinne des Mazdaismus möglich. Dafür ist die sechsgliedrige Kategorie der Tugenden konstitutiv:
1. die Weisheit des Seins, guter Gedanke
2. die Schönheit des Seins, der Wahrhaftigkeit
3. das harmonische Sein, Selbstbeherrschung,
4. Anziehungskraft, beglückende Frömmigkeit,
5. Lebensfreude, Entfaltung und Stolz
6. Ewigkeit und Unendlichkeit.
Der Glaube des Zarathustriers zeichnet sich durch Wertschätzung eines würdigen und aktiven Lebens in Freiheit und Toleranz, Respekt vor Gott und der Schöpfung und die Bemühung um Reinhaltung der Umwelt im Allgemeinen und des Wassers im Besonderen aus. Die Bekämpfung von Armut und Unwissenheit ist bedeutsam, da sich in der zarathustrischen Lehre das eigene Glück stets im Glück des Anderen spiegelt. Die Verbreitung dieser lebendigen Religion mit ihrem Lebens- und Denkweg ist der Menschheit und Ahura Mazda sehr wohlgefällig. Die Belohnung für ein Leben im Sinne des Mazdaimus ist das ewige Fortleben der Seele in spiritueller Dimension in einer Welt der Lichter und des Gesangs.
Zarathustrier zu sein, bedeutet, an den Schöpfergott Ahura Mazda zu glauben, an den Verkünder des Mazdaismus Zarathustra, an die Triade „gut denken, gut reden und gut handeln“, an die individuelle Wahl- und Entscheidungsfreiheit, an die gerechte Belohnung bzw. Bestrafung der Taten gemäß des Prinzips von Ursache und Wirkung und der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele.
Ist man von dieser Lebensphilosophie und Religion überzeugt, dann ist man bereits ein Zarathustrier. Will man aber das Zarathustrier-Werden als den Beginn eines neuen Lebensabschnittes religiös-liturgisch zelebrieren, kann man durch Teilnahme an einer SedréPuši-Zeremonie (Initiationszeremonie) offiziell in die zarathustrische Gemeinschaft aufgenommen werden. Der Deutsche Zarathustrische Verein veranstaltet einmal jährlich eine solche Zeremonie.
Bei Interesse wenden Sie bitte sich an unseren Verein und informieren Sie sich darüber.